Wiesbaden trägt infolge eines Ratsbeschlusses und wegen der Einrichtung einer Steuerungsgruppe zugunsten der Förderung des Fair-Trade-Konzeptes den offiziellen Titel ‚Fair-Trade-Stadt‚.
Das Fair-Trade-Konzept verspricht dem Käufer, dass er mit seinem Warenkorb nicht aus Versehen marktwirtschaftliche Konzepte begünstigt, die einen aggressiven Verdrängungswettbewerb zu Lasten der Arbeitnehmer und zu Lasten der Wirtschaft verursachen. Denn Arbeitnehmer mit zu wenig Geld sind keine guten Kunden.
Die strategische Absicht des fairen Handels besteht aus folgenden Punkten:
- Gezielt mit Herstellern und Angestellten zusammenarbeiten, die an den Rand gedrängt wurden, um sie von einer sehr schwachen Position zu Sicherheit und Autarkie zu bewegen
- Hersteller und Angestellte als Teilhaber innerhalb ihrer eigenen Organisationen stärken
- sich aktiv darum zu bemühen, eine größere Rolle in der globalen Arena zu spielen, um mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel zu erreichen.
Somit ist das Fair-Trade-Konzept auf der Ebene des Einzel- und Großhandels einzuordnen. Der Großteil der Angestellten sind demgegenüber in Unternehmen tätig. Als Konsequenz ergibt sich die Frage, ob es auch für die Unternehmensebene ein geeignetes Konzept gibt.
Ein solches Konzept ist ‚Social Business‚. Dieses Konzept tritt mit dem Anspruch an, soziale und ökologische gesellschaftliche Probleme zu lösen, um die heutige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zukunftsfähiger zu machen.
Denn gerade die Fehlentwicklungen im Waren- und Geldsystem gefährden den sozialen Frieden und bestärken die Befürworter eines Präventionssystems, das jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Die Einschränkung der bürgerlichen Grundrechte kann auch nicht die Lösung sein, um die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufrecht zu halten.
Social Business schränkt stattdessen die spekulativen Elemente in der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ein und zielt somit sehr genau auf die Ursachen von Wirtschaftskrisen. Denn die bekannten Wirtschaftskrisen entstehen nicht aufgrund eines Mangels, sondern aufgrund von Überproduktion und den damit verbundenen Spekulationsblasen.
Wenn man sich in den Katalogen die Waren von Unternehmen anschaut, welche – als Charakteristikum – ohne Auszahlung von spekulativen Gewinnen wirtschaften, zeigen Preisvergleiche, wie sehr die sozialen, sicherheitsbezogenen und wirtschaftlichen Standards unter Druck stehen. Die Einbeziehung der Überlegung, dass unterbezahlte Angestellte keine guten Kunden sind, dürfte die empfundene Höhe des Preises relativieren. Denn desto besser die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung funktioniert, umso überflüssiger wird die Prävention. Eher sollte sich dann bei den erwarteten Aggressoren der Nachahmungsgedanke verbreiten und die Welt müsste noch ein Stück friedlicher werden.
Wir freuen uns deshalb sehr, den Gründer von Variomondo persönlich, also Herrn Markus Feix, auf den beiden Behindertentagen in seiner Stadt vorstellen zu können, die dank dem Engagement des damaligen Stadtmagistrats und der verschiedenen Initiativen vor Ort seit 2010 weltweit als erste den Titel „Social Business City“ trägt. Herr Markus Feix selbst setzt in seiner beruflichen Arbeit das Vereinskonzept ‚Fördern statt unterfordern‘ um, indem Variomondo Waren aus dem Sektor des Social Business anbietet, bei deren Herstellung auch Menschen mit Behinderung beteiligt sind. Besser geht es kaum noch.
Deshalb Respekt für seine berufliche Arbeit und Applaus für Herrn Markus Feix. Wir hoffen, dass die Kunden ab und zu einmal bei Variomondo vorbeisurfen und nach Angeboten schauen.
[a.hess@ivfmb.de]